JuFe 2018: Royal faith – Glaube, der uns adelt

Am ersten niedersächsischen Herbstferienwochenende war im altehrwürdigen Corvinianum in Northeim ungewöhnlich viel Betrieb. Das Jugendfestival (JuFe) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) war mit etwa 270 Teilnehmenden zu Gast in den Räumen des Gymnasiums nördlich von Göttingen. Das Vorbereitungsteam hatte eine Menge Material bewegt, damit die Teilnehmenden vier Tage lang nicht mal an Langeweile denken konnten. Die Klassenräume wurden als Schlaf- oder Workshopräume eingerichtet. Die Mensa wurde aufgestuhlt und die Sporthallen hergerichtet. Unter dem Thema “ Royal faith – Glaube, der uns adelt “ wurden an den vier Tagen 24 verschiedene Workshops, acht Bibelarbeiten, fünf Andachten, vier Anspiele und ein Gottesdienst angeboten. Dazu kamen diverse Veranstaltungen im Rahmenprogramm.

In den Plenumsveranstaltungen morgens und abends wurde in Andachten und einem durchgehenden Theaterstück das Thema begleitet. Dafür war ein Drittel der großen Sporthalle reserviert. Mit einer großen Bodenplane abgedeckt, wurde dieser Hallenteil mit Bühne und reichlich Technik ausgestattet. Extra fürs JuFe wurde ein Theaterstück geschrieben, das im Stile einer Fernsehserie gestaltet war. „The Royals“ mauserte sich im Laufe der Tage zum absoluten Quotenhit mit eigenem Fanclub. Immer wieder in den Plenumsveranstaltungen schalteten zwei Schauspieler ihren „Fernseher“ an und verfolgten gebannt das Familienleben einer fiktiven Königsfamilie. Anschließend erinnerte sich einer der beiden oft an seine letzte Religionsstunde in der Schule und zog Parallelen zwischen dem Adelsleben und einem Leben aus der Taufe.

Andachten

Was es heißt „Verwalter der Schöpfung“ zu sein, legte Isabell Clermont (Grünberg), Vorsitzende der Jugendkammer der SELK, den Teilnehmenden ans Herz. Als großartiges Handwerkszeug dafür hätten die Menschen das Gebet. In der Morgenandacht thematisierte Benjamin Anwand (Widdershausen), Bezirksjugendpastor des Kirchenbezirks Hessen-Nord der SELK, das Wecken, das dummerweise fast jeden Morgen durchlebt werden muss. Als schöne Weckfunktion Gottes für uns Menschen beschrieb er die täglichen Losungen aus der Bibel. Matthias Forchheim (Lüneburg) schilderte ein eigenes Erlebnis dem Gleichnis Jesu vom vierfachen Acker, in dem der gute Samen tausendfach Frucht bringt. Benjamin Schütze (Oberursel), Donata Voigt (Leipzig) und Sebastian Wenz (Erfurt) legten eine Stelle aus dem ersten Petrusbrief des Neuen Testamentes aus. Ihr Kernsatz, den sie in drei Teilen auslegten, lautete: Du hast Verantwortung vor Gott, für andere, auch im Leid. Und schließlich feierte noch einmal Isabell Clermont ihren Tauftag mit den Anwesenden. Nach dem Anzünden ihrer Taufkerze erinnerte sie anhand ihres Taufspruchs aus dem Buch des Propheten Jesaja an die großartige Grundlage unseres Lebens als Christen.

Eine kleine Andacht für sich war das Ergebnis eines Workshops, das am Abend präsentiert wurde. „Gott lacht uns unsere Talente zu, durch die wir seinen Segen sehen und säen.“ So lautete eine Zeile des Liedes zum Thema „Freiheit“, das während einer Workshop-Phase getextet und komponiert wurde. Unter der Leitung von der Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin Mirjam Jurkat (Uelzen) entstand ein sehr beeindruckendes Lied, das die Teilnehmenden des Workshops während des letzten Abendplenums vortrugen.

Für die Begleitung der Lieder sorgte wieder eine extra zusammengestellte JuFe-Band, die noch einmal von Hanne Krüger geleitet wurde.

Gottesdienst und Bibelarbeiten

Henning Scharff (Homberg/Efze), Hauptjugendpastor der SELK, legte in seiner Predigt die letzten Verse aus dem Matthäusevangelium aus (Kapitel 28). Mit dem Lied „Der Gaukler“ vom Duo Camillo illustrierte er die unterschiedlichen Weisen, in denen Menschen ihren Glauben begeistert weitergeben. Die Grundlage ihrer Gottesbeziehung, ihre Taufe, könne ihnen niemand mehr nehmen. Um sich das Leben als Kind Gottes bewusst zu machen, wurde der Gang zum Abendmahl mit einer Tauferinnerung verbunden.

Der Gottesdienst wurde im Anschluss in einem Bibelblock thematisch nachbereitet. Eine von drei vorgegebenen Bibelstellen zum Thema wurde in neun verschiedenen Zugängen bearbeitet. Die Teilnehmenden konnten vorher auswählen, ob sie sich künstlerisch, darstellend oder lieber diskutierend auf Entdeckungsreisen in diese biblischen Abschnitte begeben wollten. Neben zwei Gesprächsrunden standen kreative Zugänge wie Plakatmalerei oder Schauspiel. Eine große Gruppe fand ihren Zugang über gesungene Lieder. Wieder andere näherten sich den Texten eher meditativ – übers Erzählen oder Austauschen oder einen Bibliolog. Und einige drückten die herausgefundene Kernaussage in 160 Zeichen aus, der maximalen Länge eines Twitter-Tweets.

Workshops

Über 30 Referentinnen und Referenten sorgten für unterschiedlichste Anregungen in den Workshops des Jugendfestivals. Zwei bis drei verschiedene Angebote konnten die Jugendlichen sich aussuchen. Themen aus Kirche, Theologie und Gesellschaft wurden behandelt. Handwerkliche und künstlerische Angebote wurden genutzt, außerdem Sport getrieben und Musik gemacht.

Unter dem Leitsatz „royal faith – Glaube, der uns adelt“ wurde beispielsweise besprochen, dass es ganz schön hart sein kann, diesem komplett anderen König nachzufolgen. Das Leben und Handeln der Königskinder wurde in den Blick genommen. Dem Thema Gerechtigkeit wurde nachgespürt und thematisiert, was man persönlich verantwortungsvoll mit der Schöpfung umgehen kann. Passend dazu wurden Kosmetika aus nachhaltigen Rohstoffen hergestellt. Schlagworte über andere Religionen wurden kritisch untersucht. Unterschiedliche Bastelideen wurden kreativ umgesetzt und es wurde unter fachkundiger Anleitung königlich entspannt. Musikalisch wurde getrommelt, geblasen und gesungen. Der sportliche Bereich bot Selbstverteidigung, Tanz und reichlich Spiele.

Rahmenprogramm

Irgendwo war eigentlich immer gerade irgendwas los. In den Programmpausen lud ein großes Bällebad zum Entspannen und Blödsinn machen ein. Einige Teilnehmende hatten viel Spaß beim Jugger, einem Mannschaftsspiel mit gepolsterten „Waffen“, bei dem ein Schatz ins eigene „Haus“ gebracht werden muss. Nebenbei gestalteten andere schicke Frühstücksbrettchen, trugen Henna-Tatoos auf oder schrieben Postkarten, die mit dem Themenmotiv bedruckt waren. Und es gab wieder eine resourcenschonende Kleidertauschparty.

Die Teilnehmenden konnten im Team eine aufwändige Ritterprüfung bestehen. Lanzenreiten, Burgen erobern und manch anderer ritterlicher Zeitvertreib wurde in etwas veränderter Form durchlaufen. Mit unfassbarem Einsatz wurden Seile hochgeklettert, Bälle geworfen und Hindernisse überwunden. Die Mitglieder des Sieger-Teams wurden in einer anschließenden Plenumsveranstaltung feierlich zum Ritter geschlagen.

Außerdem sorgte das gute Wetter für fröhliches Ballspiel auf Schulhof. Dort wurde in einer kreativen Mittagspause bildeten alle Beteiligten – passend zum Thema – eine Krone. Die wurde aus einem oberen Schulfenster als Gruppenfoto abgelichtet.

Um sich nicht nur Gedanken über die Schonung der Umwelt und die Pflege der Schöpfung zu machen, wollte das JuFe-Team auch aktiv ein paar Zeichen setzen. So kam neben dem Kleidertausch und dem Busshuttle auch die Verpflegung in den Blick. Es wurde versucht, möglichst regional und nachhaltig einzukaufen.

Ehrenamt

Dem bunten Programmangebot ging ein Jahr Vorbereitungszeit im JuFe-Team voraus. Die Team-Mitglieder arbeiten fast ausschließlich ehren- oder nebenamtlich. Zum JuFe-Team gehörten: Nadine Dietz (Witten) mit den Bereichen Mitarbeiteroase, Mitarbeitergeschenke und Nachhaltigkeit, Pfarrer Matthias Forchheim (Scharnebeck) mit dem Bereich Andacht, Madita Kämpfert (Marburg) zuständig für die Mitarbeiterpflege und das Sportprogramms, Oliver Knefel (Hüllhorst) zuständig für die Bereiche Anmeldung, Bus-Shuttle und Finanzen, Daniel Meinecke (Groß Oesingen) zuständig für die Nachtwachen und das Nachtcafé, Eike Ramme (Ettenbüttel) für den gesamten Verpflegungsbereich, Myriam Scheiner (Urbar) für Sicherheit und Rahmenprogramm und Anna Hönig (Köln) für Rahmenprogramm, Jonas Stracke (Radevormwald) ebenfalls für das Rahmenprogramm, Bernhard Daniel Schütze (Oberursel) für Homepage, facebook & Co., Annika Wagner (Witten) für Plenumsveranstaltungen, Hauptjugendpastor Henning Scharff (Homberg/Efze) für Gottesdienst, Bibelarbeiten, Kontakt zur Schule und Fundraising, Pfarrer Hinrich Schorling (Witten) für die Workshops und die Gesamtleitung.

Neben dem Vorbereitungsteam sorgte ein Küchenteam für Frühstück und Abendessen, lediglich das Mittagessen wurde angeliefert. Die Workshop-Leiterinnen und -Leiter steckten viel Zeit in Planung, Anfahrt und Durchführung. Und das JuFe-Team wurde von vielen helfenden Menschen beim Auf- und Abbau unterstützt. So ein Festival lässt sich trotzdem nur stemmen, wenn auch alle Teilnehmenden Aufgaben übernehmen. Da gab es Spüldienste, den „Kirchaufbau und Kirchabbau“ für den Gottesdienst oder die Nachtwachen.

Abschluss und Ausblick

An- und Abfahrt der Teilnehmenden wurde wie immer über den zentral geplanten Busshuttle organisiert. Vier Busse brachten die Jugendlichen sicher und umweltfreundlich ans Ziel. Von Bremen, Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart ging es mit einigen Zwischenhalten nach Northeim. Und gleich nach der letzten Plenumsveranstaltung mit dem großen Shakehands fuhren die Teilnehmenden mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck wieder nach Hause.

Beim Abschied des Teams und der Abbauhelfer waren auch die Techniker der beteiligten Firma Neumann & Müller dabei. Sie bedankten sich für ein bereicherndes Wochenende. Wenn das kein schönes Feedback ist! – Die kann gleich die Vorfreude auf das nächste Jugendfestival steigern, das vom 3. bis zum 6 Oktober 2019 stattfinden soll. Der Ort wird noch bekannt gegeben.

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