Erlebnis- und Begegnungsräume nötig

Die Sprecher und Sprecherinnen des großen „Bundesnetzwerk Kinder- und Jugendarbeit“ positionieren sich zu den aktuellen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendarbeit: Die weitreichenden Maßnahmen zur Einschränkung der COVID-19 Pandemie haben für Kinder und Jugendliche in den vergangenen Wochen Möglichkeiten für soziale Teilhabe, Beteiligung und Bildung verschlossen. Es ist die Aufgabe der Kinder- und Jugendarbeit, Erlebnis- und Begegnungsräume zur Verfügung zu stellen und zu gestalten. Unter den geltenden Kontaktbeschränkungen ist dies jedoch nur sehr eingeschränkt möglich.

Die Kinder- und Jugendarbeit hat in der Phase des Shutdown kreative digitale Lösungen entwickelt und erprobt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen und sich weiterentwickelt. Digitale Formate eröffnen viele neue Möglichkeiten. Sie ersetzen jedoch nicht die direkte Begegnung junger Menschen mit ihren Altersgenossen und den Fachkräften der Kinder- und Jugendarbeit vor Ort. Mittlerweile können Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit wieder begrenzt nach den Maßgaben der von der jeweils zuständigen Behörde getroffenen Regelungen öffnen. Ebenso sind Angebote im Sport, in der kulturellen Bildung, in der jugendverbandlichen und offenen Kinder- und Jugendarbeit mit Beschränkungen überwiegend wieder möglich. Es ist allerdings zu erwarten, dass Freizeiten – v. a. mit Übernachtungen – und internationale Begegnungsmaßnahmen im Sommer 2020 unter den geltenden Regeln überwiegend nicht stattfinden werden. Kooperationen mit Schulen können durch Erlasse der Länder bis auf Weiteres nicht stattfinden.

Kinder- und Jugendarbeit leistet einen bedeutenden Beitrag für das Aufwachsen junger Menschen. Sie stellt ihnen die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote zur Verfügung und schafft Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe und Mitbestimmung. Die Kinder- und Jugendarbeit berücksichtig zudem die unterschiedlichen Interessen von Mädchen und Jungen, trägt zur Identitätsbildung bei und fördert die Gleichberechtigung.

Die Gefahren des Corona-Virus und die sich daraus ergebenden Anforderungen für das Leben werden weiterhin eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung bleiben. Junge Menschen sind in den letzten Wochen positiv mit der Situation umgegangen. Öffentlich thematisiert werden sie allerdings vorwiegend, wenn über negative Beispiele für einen unangemessenen Umgang mit den Beschränkungen berichtet wird. Die Folgen der verschiedenen Einschränkungen insbesondere für Kinder und Jugendliche wurden dagegen bisher kaum öffentlich diskutiert oder politisch aufgegriffen. Kinder und Jugendliche werden reduziert auf die Rolle der Adressaten von Betreuung und Beschulung. – Auch in Corona-Zeiten stellt die individuelle Förderung und die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen ein zentrales gesellschaftliches Anliegen dar. Deshalb müssen auch die Perspektiven und die Bedarfe junger Menschen systematisch in den Blick genommen werden, um Kinder- und Jugendarbeit in Pandemie-Zeiten zu ermöglichen.

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