10. Türchen

Großer Stress in der Wohnung. Die ganze Familie ist in Aufregung. Der Hamster ist aus dem Käfig ausgebüchst. Die Eltern, die Großmutter und beide Kinder versuchen fieberhaft, den Hamster wieder einzufangen. Das Biest hat sich unter dem großen Wohnzimmerschrank versteckt. Der Vater hat ihn fast erwischt, da rast das kleine Wollknäuel panisch unter dem Schrank hervor und verkriecht sich unter dem Sofa, von da quer durchs Zimmer, und den Stühlen lang. Nun sitzt er unter der Anrichte; dann wieder unter dem Schrank.

Nach einer gefühlten halben Stunde gibt die Familie auf. Verschwitzt und genervt sitzen sie auf dem Sofa. Nach dem ganzen Chaos kehrt plötzlich Ruhe ein. Keiner sagt etwas. Der Atem wird wieder ruhiger, jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Es ist richtig still. Du könntest eine Stecknadel fallen hören.

Plötzlich … ist ein ganz leises Trippeln zuhören. Keiner bewegt sich. Und dann sehen sie alle staunend, wie das verängstigte Tier unter dem Schrank hervorkommt und schnurstracks zu seinem sicheren Käfig zurück wuselt. Erst, als die Tochter vorsichtig die Tür zum Käfig geschlossen hat, fällt die Anspannung von allen ab und sie müssen herzlich lachen! (Hoffsümmer 8,2)

„In der Stille liegt die Kraft“, sagt Konfuzius. In der Stille und in der Ruhe kommst du zur Besinnung. Zur Besinnung auf dich selbst. Stress und Hektik lenken dich dann nicht mehr ab und du kannst dich auf deine inneren Kräfte besinnen. Das macht dich stark. „In der Stille liegt die Kraft“. Und unausgesprochen heißt das: die Kraft kommt aus dir selbst. Besinne dich nur darauf. Vertraue auf dich selbst!

Durch den Propheten Jesaja lässt Gott seinen Leuten ansagen: So spricht der Herr, der Heilige Israels: Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt. (Jesaja 30,15)

Das klingt ähnlich wie bei Konfuzius: Besinne dich, werde ruhig und vertraue. Dann wirst du Kraft haben. Doch ist da ein wichtiger Hinweis: Nur in Umkehr und Ruhe … Wenn ihr euch zu Gott hinkehrt und von ihm her alles erwartet, auf ihn vertraut. Wenn ihr ihm machen lasst statt selbst in hektische Aktivität zu verfallen. Wenn ihr ihm zutraut, dass er euch hilft und euch beisteht bei dem, was euch gerade beschäftigt oder belastet, dann wird er euch wieder Kraft zufließen lassen. Gerne auch die Kraft, die still in euch ruht. Doch der entscheidende Impuls kommt von außen durch ihn! Meine Adventszeit ist geprägt durch „heilige Hektik“ in diesen vorweihnachtlichen Wochen. Und manches daran genieße ich sogar! Neben allem Trubel wünsche ich mir aber auch Momente der Offenheit für „Impulse von außen“. Momente, in denen ich auf Gott höre; ihm zuhöre ohne selbst zu reden. Momente der Offenheit für die Botschaft von Gottes Liebe zu uns. Aus Liebe wird ja Gott für uns Mensch. Solche „Impulse von außen“ brauche ich … damit es nachher nicht über mich heißt: Aber du hast ja gar nicht gewollt!

Ein Beitrag von Pastor Hinrich Schorling (Witten und Jugendpastor im Kirchenbezirk Rheinland/Westfalen)

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