1. Türchen

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.

Lukas 2, 30-31

„Hast du das auch gesehen?“ So wird man gefragt, wenn etwas Bedeutendes geschehen ist – ob es nun medial vor allen Augen oder mitten im täglichen Leben Aufsehen erregt hat. Und wenn ich mit „nein“ antworte, heißt es: „Da hast du aber was verpasst!“ Was soll ich also gesehen haben oder was habe ich verpasst? „Simeon hat das Heil gesehen“, bekomme ich zu hören. „Häh?, was hat er gesehen?“ Entrüstet guckt mich mein Gegenüber an: „Hast du das denn gar nicht mitbekommen? Da hast du aber richtig was verpennt! Alle haben das gesehen! Das weiß einfach jeder.“ Ich traue mich nicht mehr so richtig nachzufragen. Das Heil – vielleicht meint sie einen Arzt oder so, der heilt doch. Aber nein, das wäre ja nicht so etwas Besonderes. Einen Moment herrscht Stille. „Du kapierst es noch nicht, oder? Das hat er für uns vorbereitet, weil es einfach jeder braucht.“ Ich überlege wieder: Schuhe vielleicht? Jetzt habe ich eine Idee: „Ist es was zu Essen?“ „Schon ganz warm“, sagt mein Gegenüber, „er vergleicht sich auch mit so einem Grundnahrungsmittel, das in unsere Welt gekommen ist.“ Etwas rätselhaft bleibt es mir noch, aber langsam habe ich eine Ahnung: „Ist das so ein neues Superfood?“ „Schon ganz heiß“, erwidert sie mir, „es ist wie ein Superfood, nur nicht zum Essen. Also nicht so richtig. Wobei irgendwie schon auch. Aber es ist halt nicht nur für unsern Körper, damit er fit bleibt, sondern für das Ganze.“ „Das Ganze?“ „Ja, hast du dich auch schon mal ganz mies gefühlt, weil du etwas nicht geschafft hast oder du z.B. fies warst zu anderen?“ „Ja, ständig, leider. Ich pack´s einfach nicht. Und wenn ich sehe, was in der Welt alles nicht in Ordnung ist…“ „Gott weiß das – und auch vor ihm stehen wir schlecht da. Aber er hat eine Lösung.“ „Das Superfood?“, falle ich ihr ins Wort. „Ja, wie eines, das macht, dass wir ewig leben können. Genau genommen ist es Gott, der uns und diese Welt wieder in Ordnung bringt und dazu Mensch geworden ist. Also das, wovon die Menschen vorher nur Ankündigungen gehört haben, das ist jetzt erschienen. Sodass es jeder sehen und bekommen kann – das Heil.“ „Ok. So ganz verstanden habe ich´s noch nicht. Aber das muss ich auch sehen und haben. Und ich glaube, ich kenne noch ein paar andere, die nichts davon gehört haben.“

Ich wünsche allen eine gesegnete Zeit des Hörens und Begreifens vom Heil, das in unsere Welt gekommen ist!

Ein Beitrag von Pfr. Johannes Achenbach, Bezirksjugendpfarrer in Süddeutschland

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